Der Kolumbianer Guillermo Juan Martinez hat einen Traum. Er will Radprofi werden. Doch kaum hat er es nach Europa ins Schweizer Team von Q36.5 geschafft, erreicht ihn eine beunruhigende Nachricht.
Text: Jannik Jürgens / Bilder: Remy Vroonen
Nebel liegt über dem Hochland von Boyacá mitten in Kolumbien. Guillermo Juan Martinez jagt auf einem Motocross-Motorrad über eine Matschpiste den Berg hinauf, immer wieder verschwinden die Reifen in Schlaglöchern. Er mag das Motorradfahren nicht besonders, zu gefährlich, aber es ist ein gutes Mittel, um Besuch zu seinem Elternhaus zu fahren. Martinez knattert an blühenden Kartoffeläckern und leeren Milchkannen vorbei. Farne fischen Wassertropfen aus dem Nebel. Das ewige Grün der kolumbianischen Anden. Der 17-Jährige beachtet es nicht.
Guillermo Juan Martinez hat einen Traum: Er will Radprofi werden. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn der Kolumbianer gehört zu den grössten Talenten seines Jahrgangs. Im November 2022 beendete er die Vuelta del Porvenir, die wichtigste Nachwuchsrundfahrt des Landes, auf dem zweiten Platz. Doch um es wirklich zu schaffen, muss er den Sprung nach Europa hinbekommen.
Martinez bremst das Motorrad ab und biegt auf einen holprigen Pfad ein. Am Ende steht ein einstöckiges Haus mit gelben Wänden und einem roten Dach. Eine Betonplatte vor der Haustür dient als Parkplatz. Martinez ist schon länger nicht mehr hier im Haus seiner Eltern gewesen.